Familienzwist: Was ist die beste Pflege für die Mutter?

Alltagsgschicht Familienzwist

Frau Preininger berichtet…

Vor einiger Zeit ist eine Erwachsenenvertreterin mit folgendem Problem in unser Büro gekommen: Sie hat eine Klientin, die noch zu Hause wohnt und zwei Töchter hat; beide wohnen im selben Haus. Die Töchter verstehen sich nicht gerade sonderlich; beide denken zu wissen, was das Beste für die Mutter ist. Es kommt immer wieder zum Streit zwischen ihnen, meistens auch in der Wohnung der Mutter. Vorausgeschickt muss noch werden, dass die ältere Dame bereits pflegebedürftig ist und auch über eine 24-Stunden-Pflegerin betreut wird. Sogar auf diese Pflegerin gehen die beiden Töchter los. Die ältere Tochter meint z. B., dass die Mutter so lange schlafen könne, wie diese möchte. Die jüngere Tochter findet jedoch, die Mutter brauche einen regelmäßigen Tagesablauf und müsse jeden Tag um sieben Uhr geweckt werden.  Auch über andere banale Dinge wird gestritten.

Jedenfalls wünscht die Erwachsenenvertreterin nun, dass wir regelmäßig im Rahmen eines Besuchsdienstes bei der älteren Dame vorbeischauen. Gerne haben wir den Auftrag angenommen. Beim Termin für den ersten Besuchsdienst waren wir schon gespannt, was auf uns zukommen würde. Gleich beim Eintreffen bei der älteren Dame lernten wir die ältere Tochter kennen, die ganz vernünftig wirkte. Natürlich wolle sie für ihre Mutter nur das Beste. Sie meinte, ihre Mutter habe schon ein hohes Alter und solle doch schlafen dürfen so lange sie möchte oder auch dass wenn ihr etwas nicht schmecke, sie es auch nicht essen müsse. Außerdem und auf keinen Fall solle man die Dame in die Badewanne heben, denn sie fühle sich da unsicher und habe wohl Angst nicht mehr aus der Badewanne herauszukommen.

Diese Argumente klangen für uns sehr vernünftig. Dann befragten wir auch die Pflegerin. Sie sagte, dass sie vor der jüngeren Tochter der Klientin Angst habe, da diese immer wieder drohe, sie rauszuschmeißen, wenn sie nicht ihre Anweisungen befolge. Aber hallo! Erstens zahlt die Mutter die Pflegerin und zweitens: warum pflegen denn nicht die Töchter selbst die Mutter, wenn beide so gescheit sind und alles besser wissen? Anschaffen ist immer leichter, als selbst die Dinge durchzuführen.

Um die Situation etwas zu entspannen, befragten wir bei jedem Besuch die Pflegerin über den Gesundheitszustand der Klientin, erfragten wann denn die Hausärztin das letzte Mal da war, ob die Klientin Temperatur/Fieber habe, wie der Blutdruck sei, ob die Klientin Appetit habe, ob genug Geld in der Haushaltskasse für den Einkauf von Lebensmittel vorhanden sei, ob die Medikamente von der Apotheke geholt wurden, und so weiter.

Im Auftrag der Erwachsenenvertreterin führen wir nunmehr regelmäßige Besuche bei der Klientin durch. Der Zwist zwischen den Töchtern konnte mittlerweile auch etwas stabilisiert werden, zumal jetzt eine Besuchsregelung zwischen den Töchtern vereinbart wurde. Beide Töchter gehen sich somit aus dem Weg und besuchen ihre Mutter zu unterschiedlichen Zeiten und Tagen.

Fazit: Die Klientin wird nicht mit den Meinungsverschiedenheiten der Töchter belastet, die Pflegerin hat eine neutrale Ansprechperson und die Töchter gehen sich aus dem Weg!

Veröffentlicht am: 28. Jan. 2019

3 Kommentare zu “Familienzwist: Was ist die beste Pflege für die Mutter?”

  1. Hildegard Kainrath sagt:

    Ich finde es großartig, wie dieses Problem gelöst wurde – aber da sieht man, es ist wichtig, daß von einer neutralen Stelle die Lösung gefunden wird.

  2. Peter Maier sagt:

    Ja so wie sich die Situation darstellt, finde ich auch, dass es eine neutrale Stelle machen sollte.

  3. B. Maurer sagt:

    Ich verstehe nicht, dass alle immer streiten müssen. Anstatt sich zu freuen, dass die Mutter in guten Händen ist, machen sich die Töchter unnötig das Leben schwer. Ich freue mich, dass eine Lösung gefunden werden konnte und hoffe, dass die Töchter doch wieder zueinander finden werden. Eure Frau M.

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