Ein Anruf aus Island

Vor ein paar Wochen erreichte eine unserer Mitarbeiterinnen, Samstagabend, ein Anruf aus Island.
Ehrlicherweise muss an dieser Stelle gesagt werden, dass sie erst beim zweiten Mal abgehoben hat, weil sie beim ersten Anruf dachte, der Anrufer hätte sich verwählt.
Am anderen Ende der Leitung war eine besorgte Isländerin, die eine 99-jährige Freundin in Graz hat, um die sie sich große Sorgen machte.
Sie berichtete, dass diese Dame völlig allein wohne und sie davon ausginge, dass sich ihre Freundin einfach allein nicht mehr versorgen, den Haushalt nicht mehr erledigen kann. Vielleicht wäre es doch das Beste für sie einen Platz in einem Pflegeheim zu organisieren, da wäre sie auch nicht so allein…
Ein Freund aus Reykjavik, der nun auch in Graz lebe, hatte ihr das SeniorenNetz empfohlen, da auch dieser vom SeniorenNetz unterstützt wurde.
Daher wurde ein Hausbesuch und ein anschließender Rückruf in Reykjavik vereinbart.
So dann machte sich unsere Mitarbeiterin gleich am darauffolgenden Montag auf um der 99 jährigen Dame einen Hausbesuch abzustatten und sich vor Ort ein Bild der Situation zu machen.
Das Erstaunen unserer Mitarbeiterin war groß! Die Dame war mittels Rollator in ihrer gesamten Wohnung mobil und hat sich ihr Leben weitestgehend organisiert.
Eine Nachbarin kocht für sie, eine Dame kommt einmal in der Woche und putzt die Wohnung durch, 3 mal in der Woche kommt das Rote Kreuz. Am Handgelenk trug sie den Notfalls Knopf.
Sie lächelte verschmitzt als ich ihr vom vorangegangenen Telefonat berichtete, freute sich aber sichtlich darüber.
Wir sahen gemeinsam Fotos an, sie berichtete von ihren Reisen nach Reykjavik, vom Tod ihres Sohnes und den turbulenten Jahren ihrer Jugend.
Im Zuge des Gesprächs stellte sich heraus, dass es für sie überhaupt keine Option wäre in ein Altersheim zu gehen, weil sie dort unbedingt ein Einzelzimmer benötigen würde und von denen gäbe es doch viel zu wenige.
Es gehe ihr gut, nur würde sie sich ab und an Besuch wünschen. Dies werden wir versuchen zu organisieren.
Unsere Mitarbeiterin konnte im darauffolgenden Gespräch die Anruferin in Reykjavik beruhigen und bot an, dass sie sich jederzeit telefonisch wieder telefonisch melden könne.